Ernährung der Katze - ein kontroverses Thema
Nass oder trocken? - Roh oder gekocht? - Selbstgemacht oder Fertigfutter?
Stand Januar 2005
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Sweety mit Maus (September 2002) Was ist die beste, was die gesündeste Nahrung für eine Katze? Bei kaum einem anderen Thema gehen die Meinungen von Ernährungswissenschaftlern und Futtermittelindustrie, Katzenhaltern und Tierschützern so weit auseinander. Da gibt es die Verfechter der reinen Trockenfutter-Fütterung, die Anhänger von sogenannten (meist amerikanischen) "Premium"-Futtersorten, die Individualisten mit den eigenen Rezepten und Zusammenstellungen, die von "alles muß gekocht sein" bis "ausschließlich rohe Zutaten verwenden" reichen und unterschiedliche hohe Anteile von pflanzlichen Bestandteilen empfehlen bis hin zu den "radikalen" Tierschützern, die eine rein vegetarische oder sogar vegane Ernährung propagieren.

Es ist schon so viel Kluges (aber leider auch viel Undurchdachtes) zu diesem Thema (ab-)geschrieben worden, daß ich die allgemein bekannten Thesen der verschiedenen "Glaubensrichtungen" hier nicht noch einmal kopieren möchte. Stattdessen habe ich eine Reihe von Links zu anderen Webseiten zusammengestellt, auf denen das Thema Katzenernährung von verschiedenen Seiten beleuchtet wird.

Im Anschluß daran werde ich mir dann aber doch noch erlauben meine eigenen Erfahrungen anzubringen. Diese sind als Denkanstoß gedacht - da ich keine wissenschaftlichen Untersuchungen angestellt habe möchte ich hier nicht den Anspruch der Allgemeingültigkeit erheben!

Grundlagen der Katzenernährung
Ernährung der Katze (Prof.Dr. Wanner) Skript für Studierende der Veterinärmedizin der Universität Zürich
Eine sehr gute und allgemeinverständliche Zusammenfassung der besonderen Ernährungsansprüche der Katze

Über gesunde Ernährung allgemein
Gesunde Kost für Hund und Katz (Tierarzt Dr. Michael Wolters in "Herrchen gesucht")
Dr. Quinten - Ernährung der Katze (Tierärztin Dr. Quinten)

Rohfütterung bzw. naturnahe Fütterung (BARF)
Katzenernährung mit Rohkost (Savannahcat) - Die deutsche Seite zum Thema Rohfütterung von Katzen
Häufig gestellte Fragen zur Rohernährung (Barfers) - Die Rohernährungs-Seite für Hunde
Futterfibel und Fütterungsempfehlungen (Tierheilpraktikerin Brigitte Büchner)
Naturnahe Ernährung für Katzen von Birgit Frost (Buch bei Amazon - meiner Meinung nach nicht empfehlenswert)

Newsgroup Katzen alternativ
Forum und Archiv mit umfassenden Informationen zur Katzen-Ernährung - nur für Mitglieder

Selbstgemacht - roh oder gekocht
Kochen für die Katz (Tips von Iris Hoth)

Von allem ein bißchen
Katzen würden Mäuse kaufen (Informationen und Tips von Ulrich Lang)
Futter und Ernährung (Umfangreiche Informationen mit vielen Links von Christel Wysocki)

Dosen- und Trockenfutter
Erläuterungen zu Tierfutter-Etiketten (Cats Country)
Diverse Katzenfutter im Test (Tiere suchen ein Zuhause)
Kritik am Katzenfutter-Test 2/98 der Stiftung Warentest (von Elina Sistonen, Cats Country)
Wissenswertes über Katzenfutter (Carola Schwabe) - Konservierungsstoffe und Antioxidantien

besonders empfehlenswert:
www.Hundewohl.de - die Infoseite mit Forum nicht nur für Hundefreunde
Unter den Rubriken Das Fertigfutter ind Artikel findet man höchst interessante Beiträge, z.B. zu den Themen:
Die Wahrheit rund um Hund und Futter - bodenlose Abgründe
DAS FERTIGFUTTER - aus Abfall Milliardenumsätze zaubern
Die Industrie und "ihr" Futter

Ernährungsprobleme - Ursachen und Abhilfe
Mangelerscheinungen und Ernährungsfehler (Cats Country)
Symptome von Ernährungsfehlern und Vorschläge für die Abhilfe
BARF - Evolutionary Nutrition
Ein australischer Tierarzt zieht die Schlüsse aus den Beobachtungen in seiner Praxis - in englisch

Satire - ernst gemeint
Die Bröckchengesellschaft (www.maulkorbzwang.de) - Alleinfutter für Alle

Und was fällt mir zu diesem Thema ein?

Miez auf Futtersuche (1974) Vor Kurzem machte mich eine Freundin (übrigens eine ausgebildete Gesundheitsberaterin) auf das Thema "Rohernährung von Katzen" aufmerksam und lieh mir auch ein Buch dazu (das oben erwähnte von Birgit Frost - Naturnahe Ernährung für Katzen). Sie selbst hatte zu diesem Zeitpunkt ihre beiden Katzen bereits eine Weile lang teilweise mit Rohfutter ernährt und festgestellt, daß die eine von beiden, die zuvor immer ein ziemlich grobes und struppiges Fell hatte, viel glattere und weichere Haare bekommen hatte. Zuerst war ich recht skeptisch, und ich stimme auch längst nicht mit allem überein, was in diesem Buch zu lesen ist. Aber es brachte mir ins Gedächtnis zurück, daß ich ja selbst bereits jahrelange Erfahrung mit Rohfütterung habe.

Tiger bei der Rohfütterung - Aua! (Sommer 1978) Im Juni 1978 brachte mein Katze Miez vier Junge zur Welt. Ich war damals Studentin, wohnte aber noch zuhause - die Uni war nicht weit. Meine Mutter (die immer sehr gründlich, genau und gut informiert war) hatte irgendwo gelesen, das Beste für die Aufzucht von kleinen Kätzchen (und übrigens auch für säugende Kätzinnen) wäre rohes Hackfleisch mit Ei. Also bekamen die Kleinen ab der 4. Woche Hackfleisch angeboten, was sie auch mit großer Begeisterung wegputzten. Um ein bißchen Abwechslung auf den Teller zu bringen, wurde der Speiseplan allmählich um Leber, Herz und Niere in gehackter Form erweitert - alles roh. Die Kätzchen gediehen prächtig.

Als es langsam daran ging die Kätzchen in neue Zuhause zu vermitteln, wurden sie allmählich auf Dosenfutter umgestellt. Eins der Kleinen, eine Kätzin namens Tiger, weigerte sich konstant das Dosenfutter auch nur anzuschauen, und auch vom Trockenfutter wollte sie nichts wissen. Wir versuchten das Futter zu mischen, wir versuchten die Gewaltmethode (nichts anderes anbieten, irgendwann wird sie schon fressen), alles vergeblich. Die Kleine hungerte lieber tagelang, als ein Futter anzurühren, das auch nur ansatzweise mit Dosenfutter verunreinigt war. Schießlich gaben wir es auf. Die anderen drei Kätzchen wurden vermittelt, Tiger blieb bei uns, da niemand ein Kätzchen haben wollte, das nur mit rohem Fleisch zu ernähren war.

Tiger (Februar 1982) Fortan hatte ich also zwei Katzen, und der Einfachheit halber wurden sie beide nur noch roh ernährt (abgesehen von etwas Trockenfutter, das aber nur von Miez gefressen wurde). Dabei habe ich aus heutiger Sicht (Grundlagen der Rohfütterung) so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Der größte Teil der Ration bestand aus rohem Schwein - als Hackfleisch, Leber, Herz, Lunge, Niere oder Milz. Im Schnitt gab es bestimmt dreimal oder viermal die Woche Leber (vom Rind, Schwein oder Huhn) und dazu noch 3 ganze rohe Eier. Knochen waren eher selten in der Ration enthalten, und wenn dann in Form von Hühnerknochen in Flügeln, Hälsen oder Hühnerklein. Fische (Sardinen oder Sardellen) waren nicht besonders beliebt und daher nur selten im Angebot.

Getreide oder Gemüse war niemals Bestandteil des Futters, Tiger hätte es sonst auch nicht mehr angerührt. Niemals wurde irgend etwas gekocht oder gebraten. Wenn aus Versehen mal ein Bröckchen etwas angegart war (z.B. vom Auftauen in etwas zu heißem Wasserbad) wurde es von Tiger im Napf zurückgelassen. Vitamin- oder Mineralstoff-Zusätze habe ich niemals verwendet. Auch sonst kann ich mich nicht erinnern, daß Tiger jemals irgendwelche Vitaminpasten o.ä. bekommen hätte.

Tiger im Baum (Februar 1982) Eigentlich hätte Tiger Anzeichen von Vitamin A Vergiftung (viel zuviel Leber und Ei) bzw. Mangelerscheinungen sonstiger Vitamine und Mineralstoffe zeigen müssen. Tatsächlich war sie in 9 Jahren niemals krank - kein Husten und kein Schnupfen, kein Durchfall und kein Fieber, keine Schuppen im Fell und kein übergewicht oder sonstige Symptome. Insgesamt wurde sie in den 9 Jahren vielleicht zwei- oder dreimal entwurmt, nämlich immer dann, wenn ihre Mutter Miez Anzeichen von Verwurmung zeigte, d.h. Würmer erbrochen oder sonstwie von sich gegeben hatte. Ich kann mich nicht erinnern, daß Tiger selbst jemals Symptome einer Verwurmung gezeigt hätte.

In ihrem ganzen Leben bekam sie zweimal einen Tierarzt zu sehen, das erste Mal bei der Kastration und das zweite Mal im Alter von 9 Jahren. Damals mußte ich umziehen, die neue Wohnung war auf einem Bauernhof mit vielen anderen Katzen. Bis dahin war Tiger noch nicht einmal geimpft (trotz Freigang). Da ich im Innenstadtbereich von Stuttgart gewohnt hatte, wo meiner Meinung nach keine Tollwutgefahr bestand, hatte ich das bis dahin nicht für nötig gehalten (zu meiner Entschuldigung möchte ich anmerken, daß diese Geschichte in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausends spielt...). Tiger wurde also im Alter von 9 Jahren erstmals geimpft. Ich erinnere mich, daß der Tierarzt mir nicht glauben wollte, daß diese Katze wirklich schon 9 Jahre als war, er hatte sie aufgrund des Gesamteindrucks und des tadellosen Gebisses auf weniger als die Hälfte geschätzt. Ein halbes Jahr später verschwand Tiger spurlos, sie kam von einem Freigang nicht zurück. Es muß ihr etwas zugestossen sein, ich habe aber nie herausgefunden was.

Miez (Sommer 1978) Der Vollständigkeit halber sollte ich auch noch erwähnen, wie es Miez mit der neunjährigen Rohfütterung erging. Von Anfang an (ab 1973, als sie mir im Alter von ca. 1 Jahr zugelaufen war) hatte sie ziemlich häufig erbrochen, meist ungekautes Trockenfutter, teilweise aber auch Dosenfutter. Sie hatte offensichtlich einen relativ empfindlichen Magen und dazu eine Tendenz ihr Futter ungekaut hinunterzuschlingen. Daran änderte sich auch mit der Rohfütterung nichts. Besonders wenn das Futter nur geschnitten und nicht gehackt war landete so manche Portion wieder auf dem Wohnzimmerteppich. Ansonsten zeigte aber auch sie über die Jahre hin weder Mangelerscheinungen noch sonstige Erkrankungen. In ihrem letzten Jahr begannen sich ihre Magenprobleme allerdings zu verschlimmern. Schließlich erbrach sie praktisch jedes Futter wieder und magerte zusehends ab. Sie war 15 Jahre alt, als sie vom Tierarzt eingeschläfert wurde.

Es wurde nie geklärt, was die Ursache für ihr häufiges Erbrechen war. Ich werde aber den Verdacht nicht los, daß ich daran nicht ganz unschuldig bin. Da man Rohfutter kühlen muß, kam das Futter immer aus dem Kühlschrank oder dem Gefrierschrank. Natürlich habe ich niemals gefrorenes Futter gegeben, die abgepackten Portionsbeutel wurden üblicherweise einen halben Tag vor der Fütterung zum Auftauen bereitgelegt. Manchmal wurde aber das rechtzeitige Auftauen vergessen, manchmal Frischfutter aus dem Kühlschrank gefüttert. Ich denke ich habe nicht immer die notwendige Sorgfalt darauf verwendet, das Futter mindestens bis auf Zimmertemperatur anzuwärmen. Tiger hatte nie Probleme damit, aber Miez hat vermutlich das gelegentlich zu kalte Futter den empfindlichen Magen ruiniert.

Ein paar Monate nach Miezes Tod war dann auch Tiger verschwunden, und danach hatte ich mehrere Jahre lang keine eigene Katze mehr. Als ich schließlich 1998 Trixi aus dem Tierheim holte, fütterte ich sie ohne weiter darüber nachzudenken mit Dosenfutter (Trockenfutter wurde von ihr unweigerlich erbrochen). Es ist einfach bequemer, und man hat das Gefühl nichts falsch machen zu können. Aber ich fürchte inzwischen, dieses Gefühl trügt.

Mein Katzenfutter-Lager im Keller (November 2003) Und wie sieht es heute aus? Ich füttere Dosen- und Trockenfutter und achte schon seit Jahren auf eine gewisse Mindest-Qualität. Bei mir gibt es nichts mit Konservierungsstoffen, Farbstoffen oder Antioxidantien (außer Trockenfutter, die lassen sich ohne Antioxidantien nicht herstellen). Dosenfutter muß frei von Zucker, Karamel, pflanzlichen Nebenprodukten und pflanzlichen Eiweißextrakten sein und sollte mindestens 9-10 % Rohprotein enthalten. Da wird es im Supermarkt schon schwierig, ein paar wenige Sorten von Whiskas und Felix sowie die Schälchen von Lidl entsprechen diesen Kriterien. Dazu gab es noch Dosen von Leonardo und Schmusy und das Trockenfutter von Aldi.

Im Herbst 2002 wurde mein gesamter Katzenbestand von einem unerklärlichen Dauerdurchfall heimgesucht. Im Kot konnte nichts Auffälliges gefunden werden und auch diverse Wurmkuren mit verschiedenen Mitteln, Antibiotika für den Darm sowie Behandlungen gegen Kokzidien brachten keine wesentliche Veränderung. Erst als ich nach fast 3 Monaten (der Verzweiflung nahe) die Fütterung komplett auf Diätfutter umstellte kam die Besserung. Monatelang fütterte ich nur noch leichtverdauliche Diätfutter von Kattovit, Integra und Miamor, dazu hochwertige Trockenfutter von Royal Canin, Sanabelle und ebenfalls Kattovit. Und was ist der Erfolg?

Trixi (1998) Schon seit längerem bin ich eine der besten Kundinnen meines Tierarzts, und das nicht nur wegen der Kretakätzchen. Trixi hatte von Anfang an Zahn- und Zahnfleisch-Probleme, nach zwei Zahnoperationen hatte sie kaum noch Zähne im Maul. Im Frühjahr 2002 bekam sie schließlich noch so etwas wie einen Herzinfarkt und mußte ständig Tabletten nehmen, im Herbst 2002 starb sie an Herz- und Kreislaufversagen beim Tierarzt in der Sauerstoffbox. Da war sie schätzungsweise 11 Jahre alt.

Nun habe ich nur noch junge Katzen im Alter bis 3 Jahre, aber auch die sind nicht gesund. Quietsch entwickelte schon mit einem halben Jahr eine Allergie gegen eine Katzenstreu. Mit 2 Jahren wurde sie massiv von eosinophilem Granulom heimgesucht, einer teilweise wohl auch allergisch bedingten Hautkrankheit. Es folgten Behandlungen mit Cortison und weiteren Hormonen, im Genick wurde ihr operativ ein nässendes Geschwür entfernt. Nach einer mehrmonatigen homöopathischen Behandlung sind nun alle Haut-Symptome abgeheilt, dafür hat sie unheimlich zugenommen, wiegt jetzt 25-30 % mehr als vor der Hauterkrankung und hat eine Körperform wie ein Mops. Da sie ausgesprochen mäkelig ist und wenig frißt ist mir ein Rätsel woher die Gewichtszunahme kommt.

Sweety hat sich sein Frischfutter selbst besorgt (November 2003) Schon meine einjährigen Katzen haben Zahnfleisch-Entzündungen und Zahnstein. Der dreijährigen Flexi waren dieses Jahr die Backenzähne vom Zahnstein schon fast zugewachsen, und das obwohl ich zumindest teilweise extra "dental care" Trockenfutter gefüttert hatte. 3 meiner 6 Katzen kamen diesen Sommer mit einem (allerdings harmlosen) Pilzbefall am Kopf nach Hause. Der dreijährige Schnurri hinkt seit Monaten mal mehr mal weniger auf wechselnden Beinen, ohne daß der Tierarzt bisher eine Ursache finden konnte. Inzwischen habe ich auch hier mit einer homöopatischen Behandlung begonnen. Und so weiter und so weiter...

Auch Quietsch zeigt Interesse an naturnaher Ernährung (November 2003) Was schließe ich daraus?

1. Meine Katzen sind in den letzten 20 bis 30 Jahren keineswegs gesünder geworden, und das trotz jährlicher Impfungen, regelmäßiger Entwurmung und ständig (angeblich) verbesserter (und im Tierversuch erprobter) Katzenfutter-Rezepturen.

2. Die Gefahr, bei der Rohfütterung etwas falsch zu machen, scheint geringer zu sein als oftmals angenommen. Selbst wenn man über Jahre hin Rationen füttert, die weit davon entfernt sind die chemische Zusammenssetzung der Durchschnittsmaus exakt zu imitieren, kann eine Katze recht gesund und munter damit leben.

Und welche Konsequenzen ziehe ich aus diesem Schluß?

Ich habe letzte Woche begonnen, meinen Katzen zunehmend rohes Fleisch und Innereien zu verfüttern.
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November 2003


www.kretakatzen.de 05.01.2005 Top