Schriftwechsel mit der Bozita Heimtierfutter GmbH
14.03.2004
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1. Brief an die Firma Bozita Heimtierfutter GmbH
14.03.2004

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der Suche nach einem gesunden und vollwertigen Futter für meine Katzen bin ich auf Ihrer Website auf die von Ihnen hergestellte Dosennahrung gestoßen. Als Inhalt geben Sie an (Beispiel Rind):

BOZITA MIT RIND
Inhalt: Lunge, Kehle, Fleischgrieben, Leber, Niere, Rindfleisch (mind. 4%), Milz, Schweinepfoten, Minerale, Vitamine
Zusätze pro kg: Vitamin A 2000 IE, Vitamin C 175 mg, Vitamin D3 250 IE, Vitamin E 73 mg (Alphatocoferol), Kupfer 1,5 mg(Kupfersulfat), Natriumnitrit
Nährwert: Rohprotein 10,5%, Rohfett 5%, Rohfaser 0,5%, Rohasche 1,7% (davon Kalzium 0,3%, Phosphor 0,3% und Magnesium 0,02%), Feuchtigkeit 82%

Was mir daran auffiel war der von Ihnen deklarierte Zusatz von Natriumnitrit (Pökelsalz = Konservierungsstoff E250) bei den Zusatzstoffen - leider ohne Angabe einer Menge. Nun habe ich schon länger den Verdacht, daß eine ganze Reihe von Herstellern bestimmten Sorten von Dosenfuttern Natriumnitrit zusetzen, nur sind Sie der einzige, der dies auch deklariert. Daher erhoffe ich mir von Ihnen Antwort auf einige Fragen, die ich einem anderen Hersteller zu diesem Thema bereits vor Monaten gestellt habe, leider ohne eine Antwort zu erhalten.

Warum setzen Sie dem Dosenfutter Natriumnitrit zu?

Welche Mengen setzen Sie zu und mit welcher Konzentration ist im fertigen Futter (nach Öffnung der Dose) zu rechnen?

Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, daß sich beim Erhitzen dieser Dosen krebserregende Nitrosamine bilden?

Setzen Sie dem Futter die für meine Begriffe hohe Menge von 175 mg/kg an Vitamin C zu (entspricht dem Gehalt in Kirschen, Brombeeren oder Holunder) um die Bildung von Nitrosaminen zu verhindern oder zu verringern? (Katzen können Vitamin C selbst synthetisieren und haben daher keinen Bedarf an Vitamin C in der Nahrung).

Mit welchem Gehalt an Vitamin C ist im fertigen Futter (nach Öffnung der Dose) zu rechnen? Mich beunruhigt hier vor allem die Tatsache, daß überschüssiges Vitamin C als Oxalat über den Urin ausgeschieden wird und damit die Bildung von Kalcium-Oxalat-Steinen fördern kann.

Außerdem möchte ich bei dieser Gelegenheit noch einen Kritikpunkt zu Ihren Fütterungsempfehlungen anbringen. Für Ihre Dosennahrung geben Sie an:

Empfohlener Tagesbedarf
Katzenkinder
Alter und Gewicht/Futtermenge
beim Absetzen 0,6kg - 180-210 g
2 Monate, 0,8 kg - 200-240 g
...

Es ist hoffentlich nicht Ihre Absicht Katzenhaltern zu empfehlen ihre 600 g leichten Kätzchen (d.h. ca. 6 Wochen alte Tiere) von der Mutter abzusetzen, um sie ausschließlich mit Ihrem Dosenfutter zu füttern! Allein die Tatsache, daß so ein 600g-Kätzchen davon 200g am Tag fressen müßte (d.h. ein Drittel seines Körpergewichts!) sollte einem zu denken geben und einen davon überzeugen, daß hier etwas nicht stimmen kann!

Sicher ist auch Ihnen bekannt, daß Katzenwelpen erst ab einem Alter von ca. 8 Wochen ein ausreichend ausgereiftes Immunsystem haben, um selbständig Antikörper gegen Krankheitserreger bilden zu können. Dies ist auch der Grund, warum eine Impfung erst ab diesem Alter sinnvoll ist. Bis dahin sind die Tiere auf die Abwehrstoffe angewiesen, die sie über die Muttermilch aufnehmen. Ein Absetzen von der Mutter zu einem früheren Zeitpunkt kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme bis hin zum Tod des Tieres zur Folge haben, wie ich leider selbst bereits in einem Fall erleben mußte.

Bereits seit Jahren versuchen Tierschützer, zu denen auch ich mich zähle, gegen die Entwicklung anzukämpfen, daß Katzenwelpen in immer jüngerem Alter von der Mutter getrennt werden, zum Einen weil sich die (oftmals wenig verantwortungsbewußten) Halter der Mutterkatze von dem meist unerwünschten Nachwuchs schnell überfordert fühlen und ihn möglichst bald loswerden wollen, zum Anderen weil die Interessenten für Kätzchen immer jüngere Tiere suchen, weil diese "so niedlich" sind. Bitte leisten Sie nicht durch eine derart fragwürdige Fütterungsempfehlung dieser Entwicklung Vorschub!

Ein verantwortungsbewußter Züchter würde niemals seine 6 Wochen alten Kitten von der Mutter absetzen. Seriöse Züchter geben Ihre Kätzchen frühestens im Alter von 12 Wochen ab. Abgesehen davon, daß die Tiere erst in diesem Alter einen ausreichend sicheren Impfschutz haben können, ist dies die Zeit, die ein Kätzchen braucht, um in Gemeinschaft mit der Mutter und den Geschwistern körperlich und psychisch gesund heranzuwachsen. Wird es früher aus dieser Gemeinschaft herausgerissen, dann entwickelt es nicht selten Verhaltensstörungen.

Ich würde Sie deshalb bitten, den Zusatz "beim Absetzen" durch "mit 6 Wochen" zu ersetzen. Außerdem sollten Sie grundsätzlich überdenken, ob man ein Futter, von dem zur Deckung des Bedarfs eine derart große Menge erforderlich ist, überhaupt für die Fütterung von Katzenbabys empfehlen sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thermann

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Antwort der Bozita Heimtierfutter GmbH
26.03.2004

Sehr geehrte Frau Thermann,

anbei eine ausführliche Antwort aus der Entwicklungsabteilung des Bozita-Herstellers Doggy AB.

Mit freundlichen Grüßen
Bozita Heimtierfutter GmbH

Nitrit kommt auch in Lebensmitteln vor (meist in Fleischprodukten), und zwar sowohl in natürlicher Form als auch als Zusatzstoff. Natriumnitrit wird in konserviertem Hunde- und Katzenfutter verwendet, da es Mikroorganismen, insbesondere Chlostridium botulinum, hemmt. Diese Bakterie bildet widerstandsfähige Sporen, die in der Nahrung zu Bakterien heranwachsen und ein Nervengift, das Botulinumtoxin, bilden. Es gehört zu den stärksten bekannten Giften und eine Vergiftung kann gefährliche Folgen haben.

Nitrosamine werden beim Herstellungsprozess von Hunde- und Katzennahrung nicht gebildet, sondern nur ein rosafarbenes Pigment, das zur rötlichen Färbung des Produktes beiträgt. Mit Hilfe von Askorbinsäure wird natürliches und zugesetztes Nitrit zu Stickstoffoxid reduziert, welches mit Myoglobin reagiert, so dass ein rotes Pigment (Nitrosylmyoglobin) gebildet wird. Unter Wärmeeinfluss wird das rosarote Pigment (Nitrosylhem) gebildet, das dem Produkt die rosarote Farbe verleiht.

Wir setzen dem konservierten Hunde- und Katzenfutter 19,88 mg Nitrit pro kg zu. Laut nationalen Regelungen darf Tiernahrung maximal 100 mg/kg zugesetzt werden, d.h. die von uns zugesetzte Menge liegt weit unter dem zugelassenen Höchstwert. Wie oben beschrieben, wird Nitrit beim Herstellungsprozess verbraucht. Damit ist die Menge, die die Katze letztlich aufnimmt noch bedeutend geringer als 19,88 mg/kg.

Die Katze kann Vitamin C selbst synthetisieren. Wir setzen Vitamin C aufgrund seiner antioxidativen Wirkung zu. Vitamin C ist für das Immunsystem der Katze sowie für die Verwertung von Eisen und Folsäure von Bedeutung. Vitamin C ist ein natürliches Antioxidant im Körper. Ein hohes Niveau an natürlichen Antioxidantien, wie z.B. Vitamin C, unterstützen die natürliche Schutzfunktion des Körpers gegen freie Radikale - natürlich auch bei Hunden und Katzen. Vitamin C schützt und bewahrt auch den Nährwert des Futters und verhindert ein Ranzigwerden des Futters, was eintreffen würde, wenn das Fett mit dem Sauerstoff der Luft reagiert.

Laut FEDIAF gibt es keinen oberen Grenzwert für Vitamin C, d.h. ein Überschuss an Vitamin C ist für die Katze ungefährlich. Vitamin-C-Mangel dagegen kann zu erhöhter Infektionsanfälligkeit, inneren Blutungen, Zahnverlust, schlechter Wundheilung und Osteoporose führen. Wir setzen dem Futter 500 mg/kg zu. Davon gehen durch die Wärmebehandlung ca 40% des Vitamins verloren. Im fertigen Futter befinden sich also ca. 300 mg/kg.

Vitamin C trägt nicht zur Bildung von Kalziumoxalsteinen bei der Katze bei. Die Entstehung dieser Steine ist nicht völlig geklärt, aber die wahrscheinlichste Ursache ist ein niedriger pH-Wert im Blut. Dadurch wird Kalzium zum Skelett mobilisiert, was wiederum zu einer erhöhten Kalziumausscheidung im Urin führt.

Die empfohlenen Futtermengen sind äußerst individuell. Der Energiebedarf der Katze ist abhängig von Größe, Gewicht, Umwelt, Temperatur und physiologischem Stadium (Katzenjunges, alte Katze, säugende Katze etc.). Ein Katzenjunges ernährt sich nur im ersten Lebensmonat ausschließlich von Muttermilch. Danach sollte es langsam an feste Kost gewöhnt werden, um im Alter von 2 Monaten nur noch feste Nahrung aufzunehmen.

Cecilia Erlingfors
Product Development
Doggy AB

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2. Brief an die Firma Bozita Heimtierfutter GmbH
27.03.2004

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort auf meine Nachfrage. Leider haben sich dadurch nun neue Fragen bei mir ergeben.

Natriumnitrit wird in konserviertem Hunde- und Katzenfutter verwendet...

Diese Formulierung verwirrt mich, ich dachte Dosenfutter wird konserviert, indem die geschlossene Dose durch Erhitzung sterilisiert wird. Zusätzliche Konservierungsmittel sollten da eigentlich nicht erforderlich sein. Oder ist dieser Satz so zu verstehen, daß für die Herstellung Ihres Dosenfutters keine frischen sondern konservierte Ausgangsmaterialien verwendet werden?

...da es Mikroorganismen, insbesondere Clostridium botulinum, hemmt...

In mehreren Quellen im Internet fand ich übereinstimmend die Angabe, daß die Sporen von Clostridium botulinum durch eine Erhitzung auf 120°C für 30 Minuten abgetötet werden. An anderer Stelle fand ich folgende Formulierung: Das Lebensmittel ist am thermisch ungünstigsten Punkt mit der tiefsten Wärmebelastung während 2.5 min bei 121 °C zu halten. Verwenden Sie ein anderes Erhitzungsverfahren, und wenn ja warum?

Wir setzen dem konservierten Hunde- und Katzenfutter 19,88 mg Nitrit pro kg zu. Laut nationalen Regelungen darf Tiernahrung maximal 100 mg/kg zugesetzt werden...Wie oben beschrieben, wird Nitrit beim Herstellungsprozess verbraucht. Damit ist die Menge, die die Katze letztlich aufnimmt noch bedeutend geringer...

Auch in Deutschland sind in Lebensmitteln bis zu 100mg/kg Nitrit im verzehrsfertigen Produkt zulässig, allerdings handelt es sich dabei um Wurstwaren und Schinken, von denen ein Mensch sich nicht ausschließlich oder überwiegend ernährt. Untersuchungen ergaben, daß Magenkrebs häufig bei Personen auftritt, die vermehrt stark geräucherte, gesalzene und gepökelte Speisen verzehrten. Die Deutsche Krebshilfe rät daher, möglichst wenig gepökelte Lebensmittel zu verzehren.

Allgemein wird empfohlen, daß eine erwachsene Person von 70 kg Gewicht pro Tag nicht mehr als 4 mg Nitrit zu sich nehmen sollte. Unter der Annahme, daß in Ihrer gebrauchsfertigen Dosennahrung noch 10 mg/kg Nitrit enthalten sind (was als Untergrenze für eine bakterienhemmende Wirkung gilt), dann wird dieselbe Menge von 4 mg Nitrit bereits von einer 4 kg schweren Katze aufgenommen, die 400 g Bozita Dosenfutter frißt. Noch höher ist die Nitrit-Aufnahme bei einem 600g leichten Kätzchen, das laut Ihrer Empfehlung 200g von diesem Futter am Tag fressen sollte. Dieses Katzenbaby nimmt damit relativ zum Körpergewicht mehr als die 50 fache Dosis der für einen Menschen empfohlenen Höchstmenge auf.

Laut FEDIAF gibt es keinen oberen Grenzwert für Vitamin C, d.h. ein Überschuss an Vitamin C ist für die Katze ungefährlich... Vitamin C trägt nicht zur Bildung von Kalziumoxalsteinen bei der Katze bei.

Daß diese Organisation (FEDIAF ist mir leider unbekannt) für einen Stoff noch keinen zulässigen Höchstwert festgelegt hat ist kein Beweis dafür, daß dieser Stoff in jeder Menge unbedenklich ist. Es kann auch bedeuten, daß dieser Stoff in Hinblick auf seine verträgliche Höchstmenge bislang nicht näher untersucht wurde, oder daß man sich noch nicht auf einen genauen Grenzwert einigen konnte bzw. daß dazu weitere Untersuchungen notwendig sind.

Im Standardwerk der Hunde- und Katzenernährung von Case, Carey und Hirakawa (Ernährung von Hund und Katze, Schattauer Verlag 1997) steht auf Seite 235 letzter Abschnitt: Nicht nur, daß eine Ergänzung mit Ascorbinsäure bei Hunden und Katzen nicht gerechtfertigt ist, sie kann auch schädlich sein. Überschüssige Ascorbinsäure wird im Urin als Oxalat ausgeschieden, und hohe Oxalatkonzentrationen können im Harntrakt zur Bildung von Kalziumoxalatharnsteinen beitragen.

Wir setzen dem Futter 500 mg/kg (Vitamin C) zu. Davon gehen durch die Wärmebehandlung ca 40% des Vitamins verloren. Im fertigen Futter befinden sich also ca. 300 mg/kg.

Das wundert mich, da Sie auf Ihrer Website unter Zusatzstoffe eine Menge von 175mg/kg angeben. Sind die deklarierten Mengen die zugesetzten, oder die im gebrauchsfertigen Produkt vorhandenen (d.h. abzüglich der Verluste durch Erhitzung und Reduktion von Natriumnitrit)?

Ein Katzenjunges ernährt sich nur im ersten Lebensmonat ausschließlich von Muttermilch. Danach sollte es langsam an feste Kost gewöhnt werden, um im Alter von 2 Monaten nur noch feste Nahrung aufzunehmen.

Warum sollte Ihrer Meinung nach ein Kätzchen im Alter von 2 Monaten nur noch feste Nahrung zu sich nehmen? In der "freien Natur" säugt eine Kätzin ihre Jungen 4-5 Monate, bevor sie sie vertreibt - vorher wären die Kätzchen auch nicht alleine überlebensfähig. Außerdem ist ein 2 Monate altes Kätzchen fast 9 Wochen alt, in Ihrer Fütterungs-Empfehlung steht der Zusatz "beim Absetzen" aber bei Tieren von 600g Gewicht, d.h. bei ca. 6 Wochen alten.

Wenn Ihrer Meinung nach ein Kätzchen im ersten Lebensmonat (d.h. bis zum Alter von reichlich 4 Wochen - das halte ich für zu lang) allein von Muttermilch lebt, mit 6 Wochen aber schon ausschließlich feste Nahrung zu sich nehmen sollte, dann kann ja wohl bei einer kompletten Nahrungsumstellung innerhalb von weniger als 2 Wochen nicht mehr von "langsam" die Rede sein...

Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Mühe und die Beantwortung meiner Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thermann

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Antwort der Bozita Heimtierfutter GmbH
30.03.2004

Sehr geehrte Frau Thermann,

wir haben Ihnen die Stellungnahme des Herstellers zu Ihren Fragen bereits geschickt und Doggy AB hat dem nichts mehr hinzuzufügen.

Allerdings noch eine Anmerkung: Es werden tatsächlich 175 mg/kg zugesetzt, so wie auf unserer Homepage angegeben. Den Fehler in unserer vorigen Antwort bitten wir zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen
Bozita Heimtierfutter GmbH

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www.kretakatzen.de 30.03.2004 Top