Jedenfalls konnte es ja nicht schaden, einen Zettel mit der Kontaktadresse mitzunehmen. Abends, nach einer Weile Hin- und Herüberlegens, rief ich schließlich Frau Thermann an und wir unterhielten uns eine Weile. Sie erzählte mir, in welch schlimmem Zustand Katzen auf Kreta oft gefunden werden, wie kleine Kätzchen einfach auf dem Müll landen ... Wir verblieben schließlich so, dass sie mir Anfang September von ihrer Kretareise ein Kätzchen mitbringen sollte, es könnte auch ruhig ein krankes oder behindertes sein. - Ich war natürlich sehr gespannt.
In der Zwischenzeit passierte dann etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Eines Abends rief mich eine Nachbarin an: "Einer Kollegin von mir ist eine kleine Katze zugelaufen. Sie kann sie aber nicht behalten, könntest du sie nicht nehmen?" - Innerhalb einer halben Stunde war die Kleine dann bei mir. Aus Schaden klug geworden nahm ich als erstes eine Entflohung vor. Die süße Kleine drückte sich auch gleich an meine Schulter und auf meinen Schoß. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir, jetzt hast du gleich vier auf einmal, na ja ...
Wie abgemacht meldete sich Frau Thermann bei mir nach ihrem Kretaaufenthalt. Sie holte mich ab, damit ich mir das Kätzchen bei ihr anschauen konnte. Zuvor hatte sie mir aber noch eine Geschichte zu erzählen:
Als ich zusammen mit Silke Wrobel dabei war, die Katzen für den Transport nach Deutschland "einzupacken", sprang uns im letzten Moment das für Sie vorgesehene Kätzchen wieder aus der Box und flüchtete hinter einen Stapel Kartons. Wir suchten überall, konnten es aber nicht mehr finden. Ratlos schauten wir uns an. Da plötzlich lief mir ein kleines blindes Kätzchen vor die Füße, und ohne lange nachzudenken packte ich es ein und nahm es mit. Wenn Sie kein blindes Kätzchen haben möchten, können Sie sich aber natürlich auch aus den anderen eines aussuchen.
Ich hatte nur kurz Bedenken, da meine anderen drei ja Freigänger waren, aber dann sagte ich :"Ach was, geben Sie mir das Kätzchen, es wäre sicher nicht so leicht zu vermitteln." Anschließend schauten wir uns die Kleine an, ein süßes schwarzweißes Dingelchen und furchtbar mager.
Nach der notwendigen Quarantänezeit kam dann der Umzug. Wir richteten in meinem Arbeitszimmer alles Notwendige her. Pamina sollte zunächst nur im ersten Stock bleiben und alles Wichtige sollte in ihrer Nähe sein. Von Anfang an entpuppte sie sich als ganz tolle, lernfähige Katze. Sie war auch äußerst anhänglich und schlief nachts neben mir.
Natürlich mußte man ihre entzündeten Augenhöhlen noch behandeln, von ihren Augen war so gut wie nichts mehr übrig.
Pamina nahm unterdessen kräftig zu, sodass der Tierarzt die notwendige Operation bald durchführen konnte (Man musste die Augenlider zunähen, sonst hätten sich die leeren Augenhöhlen ständig neu entzündet.) Auch er war erstaunt, wie Pamina sich entwickelt hatte. Sie war innerhalb kurzer Zeit in der Lage Treppen zu laufen und eroberte sich bald sämtliche Räume des Hauses und den Garten. Ich war begeistert! Auch mit Prinzessin, der Katze Nummer drei, hatte sie sich bald angefreundet und die beiden tobten durch Haus und Garten.
Es ist mir auch heute, nach zwei Jahren, noch eine besondere Freude meinem Liebling zuzuschauen. Wenn man es nicht wüsste, so würde man die meiste Zeit gar nicht bemerken, dass sie blind ist. Auch sämtliche Nachbarn sind von Paminas Lebensfreude und Sicherheit beeindruckt.
Wie froh bin ich, dass ich mich damals gerade für sie entschieden habe!
www.kretakatzen.de | 09.10.2003 | Top |