Juni im Sommer 2005 Juni
von Ronja Maihöfer (13 Jahre)
Das kleine Katerchen hat 8 Tage um sein Leben gekämpft und doch verloren. Ronja, die versucht hat ihn zu retten, hat seine Geschichte aufgeschrieben.

Deutschland, August 2005 - was auf einem deutschen Bauernhof geschieht, hätte sich genauso gut in einem Hinterhof auf Kreta zutragen können...
Juni haben wir vor dem sicheren Tod gerettet. Er lebte mit seiner Mutter und seinen 3 Geschwistern auf einem Bauernhof in einem winzigen Kuhdorf, das in der Nähe von unserem Zuhause war.

Juni's Geschwister Hutzelmann und Karotte Karotte - sie war oben orange und ihre Haare standen weit ab, unten war sie ganz weiß
Harry - er war weiß mit schwarzen Flecken
Hutzelmann und Juni - beide waren weiß und hatten am Kopf, Schwanz und Rücken einen orangefarbigen Fleck

Junis richtiger Name war übrigens Schreihals-Junior, weil es auf dem Hof einen Kater gab, der immerzu schrie und miaute wo er auch war.

Ich, mein Bruder Ruben und Cedric beobachteten die Zwerge seit sie geboren waren (ihre Geburt sahen wir leider nicht), denn unser Freund Cedric wohnte in diesem Dorf und wir kamen so jedes Wochenende zu ihm und verbrachten den Tag damit die Kleinen zu beobachten. Wir bemerkten wie sie die Augen jede Woche mehr öffneten und halfen ihnen beim laufen. Der Besitzer des Bauernhofes kümmerte unsere Anwesenheit nicht, leider waren ihm die Katzen auch egal, er kümmerte sich nicht um sie.

Juni mit Katzenmutter Minka Harry und Karotte waren von Anfang an etwas weiter und tollten und spielten herum, während Juni und Hutzelmann lieber in der Ecke saßen und den anderen beiden zusahen. Aber auch die beiden waren immer bei den Erkundungen des Hofes dabei und lernten mit etwas Hilfe von uns, wie man von einer Schubkarre springt, ohne sich zu verletzen. Wir und die vier Katzen waren einfach das perfekte Team!

Als die Kleinen ungefähr sieben Wochen alt waren bemerkten wir, dass die Zwillinge eine leichte Entzündung an den Augen hatten. Einige Tage später bemerkten wir auch, dass Harry und Karotte sich angesteckt hatten. Wir kamen immer öfters und als die vier dann nur noch niesten und sich an den Augen kratzten erzählten wir unseren Eltern davon und überredeten meine Mutter ein Schnupfenmittel beim Tierarzt zu holen. Gesagt, getan. ´Wir kauften es beim nächsten Tierarzt und wollten schon am nächsten Morgen zu den vier Geschwistern fahren. Leider kamen wir erst einige Tage später dazu. Meine Mutter telefonierte mit der Bäuerin und diese meinte es seien alle bis auf ein Kätzchen weggegeben. Wir waren erleichtert, denn auf dem Bauernhof ging es den kleinen Katzen nicht sonderlich gut. Wir fuhren also hin, gespannt darauf, welches Kätzchen noch da war. Es war Juni.

Als wir ihn sahen, traf uns der Schlag. Junis Augen waren jetzt eine einzige vereiterte Kruste und seine Hände waren auch verschmiert von dem Zeug, denn anscheinend hatte Juni versucht sich durch heftiges herumkratzen mit seinen Pfoten an seinen kleinen Augen von der Kruste zu befreien, doch geholfen hatte es nichts. Er musste weit den Mund aufreisen um Luft zu bekommen, denn seine Nase war so verschnupft, dass er kein bisschen Luft bekam. Auch sein Mund war verschleimt, doch zum Glück nicht so sehr, deshalb bekam er noch etwas Luft. So saß er allein ohne Mutter in der Ecke und zog die Luft ein. Er musste auch schon lange nichts mehr gegessen haben, denn wenn er versuchte zu trinken, dann bekam er ja durch die Nase keine Luft, dachten wir uns. Ohne lange zu überlegen schnappten wir uns Juni und fragten ob wir ihn mitnehmen könnten.

Mit Juni ihm Auto flitzen wir los und hielten an einem Haus in unserem Wohngebiet, denn dort wohnte ein Tierarzt. Er öffnete Juni vorsichtig die Augen und der miaute sofort vor Schmerz los. Wir versprachen sofort am nächsten Morgen in seine Praxis zu kommen und fuhren nach Hause. Dort machten wir Juni ein gemütliches Lager mit Decken und einer Wärmflasche, denn er fror. Nachts holte ich Juni in mein Bett, denn er fühlte sich einsam und die Wärmflasche war nicht mehr warm. Dort schlief er mit lautem Geschnaufe ein.

Am nächsten Morgen besuchten wir den Tierarzt und der stellte fest, ein Auge war nicht mehr zu retten, für das andere jedoch gab es noch Hoffnung. Er gab Juni eine Menge Spritzen und gab uns einige Arzneien mit, die wir ihm jeden Morgen geben sollten. Mit einer Plastikspritze fütterten wir Juni - an der Spritze war vorne natürlich keine Nadel. Wir gaben ihm Spezialmilch und nasses Katzenfutter mit warmem Wasser verdünnt. Das dumme war, er wollte nicht fressen und auch nicht trinken, deshalb musste man ihn immer dazu zwingen, was ihm aber gar nicht gefiel. Er nahm nur ein bisschen zu, doch schon bahnte sich das nächste Problem an, er wollte nicht auf das Katzenklo gehen. So oft er konnte schlief Juni jedoch.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Juni ging es etwas besser und er tapste sogar schon vorsichtig durch das Wohnzimmer und fand sogar den Weg zum Katzenklo. Zum Glück erledigte er nun auf dem Klo schon kleinere Sachen, doch mehr auch nicht, was dem Tierarzt nicht gefiel. Was uns allen Spaß machte, waren Junis Erkundungen durch den Garten. Er verkroch sich unter Büschen und miaute dann kläglich weil er nicht mehr herausfand. Wir halfen ihm und als er nur noch miaute brachten wir ihn wieder ins Haus. Er fraß schon etwas fleißiger, aber noch nicht aus der Schüssel. Der Tierarzt meinte er gebe Juni eine Chance bis Freitag und dass waren noch zwei Tage. Bis dahin sollte er einen Fortschritt gemacht haben. Wir waren alle schrecklich traurig, denn bisher war Juni trotz alldem nicht wirklich schwerer oder fressfreudiger geworden. Aber wir versuchten trotzdem unser bestes. Und Juni auch.

Dann am nächsten Tag war Juni wirklich munterer. Er spielte mit einem Wollknäuel und schnurrte gelegentlich. Dass freute uns alle total und der Tierarzt war verwundert, denn auch er dachte dass wir am nächsten Tag mit der schlechten Nachricht kommen würden. Es gab also doch eine Chance für unseren Schatz! Mein Vater meinte ebenfalls, dass man ein Tier, das noch einen Willen hat nicht einfach einschläfern kann! Da hat er doch Recht! Der Tierarzt meinte er kenne eine Frau, die kranke Katzen von Kreta aufpäppelte und diese dann weitervermittelte. Das würde vielleicht Juni helfen! Der Tierarzt versprach mit dieser Frau Kontakt aufzunehmen.

Am Samstag rief der Tierarzt bei uns an und meinte er hätte Frau Thermann erreicht und er würde gegen Mittag vorbei kommen und Juni abholen. Frau Thermann würde sich freuen, denn sie hätte zurzeit sowieso keinen Pflegefall. Das freute uns, doch trotzdem konnten wir uns nicht von Juni trennen. Der Abschied fiel schwer und wir alle umarten Juni vorsichtig noch und setzten ihn dann in eine Kiste. Er tat mir wieder schrecklich Leid, wie er da saß und nicht wusste was geschah.

Den Sonntag verbrachte Juni bei Frau Thermann und meine Mutter telefonierte mit ihr. Ich schrieb ihr eine e-Mail über Juni und wünschte ihr mehr Glück mit Juni als wir es gehabt hatten - obwohl eigentlich fing es ihm bei uns ja mindestens besser als auf dem Bauernhof. Ich war ziemlich sauer auf diese Bauern, dass diese sich gar nicht um ihre Katzen kümmerten! Frau Thermann erzählte meiner Mutter, dass sie Juni bei einem Tierarzt zur Infusion bringen würde. Wir wünschten Juni, dass es ihm helfen würden.

Am Montag rief Frau Thermann schon am Morgen an und sagte, dass wir Juni bei diesem Tierarzt abholen sollten, denn sie müsste jetzt arbeiten gehen. Wir waren verblüfft, denn der Tierarzt hatte uns nicht erzählt, dass Frau Thermann am Montag wieder arbeiten würde. Also holten wir ihn sofort ab. Ich und mein Bruder mussten glücklicherweise nicht zur Schule, denn wir hatten Sommerferien.

Juni sah nach der Infusion besser aus, doch nun hatte er wirklich keinen Willen mehr. Der andere Tierarzt meinte unverschämt und forsch: "Er wird sterben!" Das fand ich wirklich sehr herzlos. Wir nahmen ihn also wieder mit und er schlief fast die ganze Zeit. Er wollte nur noch schlafen und so wurde uns klar, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen sollten. So riefen wir unseren alten Tierarzt an und baten ihn Juni die Spritze zu geben. Wir waren alle so traurig darüber und keiner wollte Juni wegbringen. Mein Vater schickte uns mit Freunden ins Kino, damit wir auf andere Gedanken kamen und er selbst brachte Juni zum Tierarzt. Ich machte ihm einen Sarg in einem Karton und legte ein Tuch einige Katzenleckereien und Blumen hinein. Einen kleinen Anhänger aus der Kirche legte ich auch noch dazu. Als wir schon dachten, schlimmer konnte es gar nicht mehr kommen, erzählte uns unsere Mutter auch noch, dass die Bäuerin ihr am Telefon erzählt hätte, dass ein orangefarbiges Kätzchen auch gestorben war. Wir wussten nicht, ob es nun Hutzelmann oder Karotte gewesen war. Da Karotte immer heftige Schnupfenanfälle gehabt hatte, vermuteten wir, dass es sie gewesen war. Es ist jedenfalls schrecklich, dass noch ein Kätzchen hatte sterben müssen, und das nur, weil die Bauern sich nicht um die Kätzchen kümmerten!

Als wir wieder nach Hause kamen war Juni bei uns im Garten vergraben und mein Vater hatte sein Grab mit Moos verziert, das eine Katze bildete. Wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte, dann würde Juni bestimmt in den Himmel der tapfersten Katzen und Kater kommen.

Geschichte und Bilder von Ronja Maihöfer, Januar 2006


Als ich an einem Samstag Nachmittag den kleinen Juni beim Tierarzt abholte, war er bereits seit 6 Tagen nur mit Zwangsernährung und Elektrolyt-Spritzen am Leben erhalten worden. Obwohl er nach Ronja's Schilderung mindestens 8 Wochen alt gewesen sein muß, machte er von Größe und Entwicklung her den Eindruck als könne er nicht älter als 5 Wochen sein. Trotzdem war er noch erstaunlich wehrhaft, gegen die Zwangsfütterug sträubte er sich mit Krallen und Zähnen. Dabei verschluckte er sich ständig und bekam dann kaum noch Luft - es war eine Quälerei, bei der mindestens die Hälfte des Futters nicht im Kätzchen sondern sonstwo landete.

Leider muß ich gestehen, dass ich an der Verschlechterung seines Zustands von Samstag auf Sonntag nicht ganz unschuldig bin. Nach der letzten "Fütterung" gegen 4 Uhr morgens hatte ich ihn in eine Transportbox mit Heizkissen gelegt (ihn mit ins Bett zu nehmen erschien mir doch zu riskant, ich hätte Angst gehabt ihn zu erdrücken), hatte die Box aber nicht geschlossen, damit er falls nötig auf das daneben aufgestellte Katzenklo gehen konnte. Als ich morgens aufwachte lag er neben der Kiste auf dem kalten Boden und war total unterkühlt und apathisch.

Ich klingelte sofort den Tierarzt heraus, der an diesem Sonntag den Notdienst hatte - leider nicht gerade der engagierteste und feinfühligste Vertreter seiner Zunft, wie man auch Ronja's Schilderungen entnehmen kann. Juni kam an den Tropf und unter die Rotlichtlampe und erholte sich auch wieder etwas, aber nicht mehr so, dass er weiter die Kraft gehabt hätte gegen seine Krankheit zu kämpfen. Am Montag war für alle Beteiligten klar, dass der Kampf verloren war und man ihn nur noch erlösen konnte.
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www.kretakatzen.de 03.03.2006 Top